Nadjas Beitrag zur lebendigen Stadt Bern

(Interfraktionelle) Motion SP, GB/JA!, GFL (Nadja Kehrli, SP / Ursina Anderegg, GB / Janine Wicki, GFL )

Die Zeit ist mehr als reif: Ein Angebot für offene Arbeit mit Kindern im Stadtteil IV Kirchenfeld-Schosshalde!

Freiräume in der Nähe eines Wohnumfeldes stehen in Städten durch Siedlungsentwicklung und Mehrnutzung unter Druck. Dadurch wird die Qualität und Nutzungsmöglichkeit der verbleibenden Freiräume immer wichtiger. Das gilt auch für Spielräume, in denen Kinder in ihrem Wohnumfeld dem freien Spiel nachgehen können. Ausserfamiliäre und ausserschulische Begegnungs- und Spielräume sind wichtige Voraussetzungen für eine gesunde, körperliche und soziale Entwicklung der Kinder. Hier setzt die offene Arbeit mit Kinder an, in dem sie den Kindern diese Räume professionell betreut in Form von Kindertreffs, Abenteuerspielplätze und mobilen Angeboten im öffentlichen Raum anbietet. Solche Einrichtungen und Angebote tragen zudem massgeblich zur Identifikation, Vernetzung und Integration der Kinder und deren Erwachsenen im Quartier bei.

Im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde besteht als einziger Stadtteil kein Angebot an betreuter offener Arbeit mit Kindern – dies obwohl er neben dem Stadtteil VI zum kinderreichsten Stadtteil gehört[1]. Einzelne Quartiere im Stadtteil IV entwickeln sich rasant, so hat sich zum Beispiel in Schönberg Ost zwischen 2009 und 2015 die Wohnbevölkerung um das Fünffache vergrössert, die Anzahl der Kinder versechsfacht. In Schönberg Ost wie in anderen Quartieren des Stadtteils IV mangelt es an genügend öffentlich zugänglichen und attraktiven Spiel- und Begegnungsräumen im direkten Wohnumfeld der Kinder.

In den letzten Jahren gab es in verschiedenen Quartieren des Stadtteils IV immer wieder Freiwilligeninitiativen, welche Spielräume anbieteten und pflegten. So besteht zum Beispiel seit 2013 der Verein „Spielbrache Wyssloch“, welcher auf der zwischengenutzten Brache Wyssloch einen kinderfreundlichen Raum bietet. Oder der Verein „Spili Elfensau“, welcher sich rund um den Spielplatz Elfenau engagiert. Weiter veranstaltet der Quartiertreff Thunplatz Kindernachmittag und der Verein am See kümmert sich um die Nutzung rund um den Egelsee.

Seitens der Stadt gilt es, diese wertvollen Initiativen der Quartierbevölkerung zu stärken, ein Angebot an fachlicher Begleitung anzubieten und zudem neue Spielräume zu erschliessen.

Der Dachverband für offene Arbeit mit Kindern in der Stadt Bern DOK verfügt heute über kein regelmässiges und ausreichendes Angebot im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalden. Dieses offensichtliche Manko an Strukturen offener Arbeit mit Kindern ist angesichts der steigenden Kinderzahlen noch unverständlicher. Die Fachstelle für Spiel und Lebensraum DOK Impuls bietet momentan versuchsweise und projektbezogen ein ressourcenbedingt sehr kleines Angebot an offener Arbeit mit Kindern an. Laut DOK Impuls ist der Bedarf im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde nach regelmässigen Spiel- und Treffangebote sehr hoch.

Unter diesen Voraussetzungen soll der Gemeinderat ein Konzept für offene Arbeit mit Kindern unter Einbezug der bereits vorhandenen AkteurInnen im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde erstellen und die entsprechenden Ressourcen einsetzen.

Wir fordern den Gemeinderat auf,

  1. ein Konzept für professionell betreute offene Arbeit mit Kindern im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde auszuarbeiten. Das Konzept soll auf den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen aufbauen und das Umfeld der soziokulturellen Angebote und der Gemeinwesenarbeit im allgemeinen sowie die momentan aktiven Freiwilligeninitiativen im Bereich des freien Spiels im Stadtteil mitberücksichtigen.
  2. ein Finanzierungsmodell für einen professionellen Betrieb sowie den Unterhalt der benötigten Infrastruktur vorzulegen.
  3. den Leistungsvertrag mit dem Dachverband für offene Arbeit mit Kinder DOK um den Auftrag für ein Angebot im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde gemäss Konzept und Finanzierungsmodell zu erweitern.

Bern, 20.10.2016

[1] 23.8% aller Kinder der Stadt leben im Stadtteil IV. (vgl. Statistik Stadt Bern, Statistisches Jahrbuch 2014)