Es ist Zeit für die Ablösung …

nadJA in der NZZ am Sonntag

Wie die Berner mit den Young Boys hoffen und bangen

Die Berner Young Boys sind nicht nur an der Spitze der Super League, der Klub macht auch einen stabilen Eindruck. Kann YB nach 32 Jahren den Meistertitel holen?
von Christine Steffen

„Nadja Kehrli ist in Thun aufgewachsen, aber mit einer «grossen Liebe zu Bern». Sie ist Sozialarbeiterin, SP-Politikerin und die Ehefrau von Nicolas Kehrli, der einst für YB spielte und heute für den FC Breitenrain, den Berner Quartierklub in der 1. Liga. Kehrli möchte auch im «Pyri» abmachen, das ist für sie Bern: die Beizentische aus Holz, der bärtige Alki, der sein Bier neben den Schülerinnen mit den grossen Sonnenbrillen trinkt.

Bern, sagt sie, sei klein genug, dass sich alle als Städter fühlten, es zerfalle nicht in Quartiere, darum sei die Identifikation mit der Stadt grösser als anderswo. Kehrli war Saisonkartenbesitzerin, bis sie zum zweiten Mal Mutter und Stadträtin wurde. Sie will unbedingt, dass YB Meister wird, «aber ich habe auch Angst davor», sagt sie, um sich gleich zu fragen, was das denn nun psychologisch bedeute.

Weil man schon fürchtet, dann wieder so lange warten zu müssen? Oder vielleicht ist es die Angst, nicht zu wissen, wohin mit all den Gefühlen; Kehrli will es sich gar nicht vorstellen, das Riesenglück, sie müsste wohl in Tränen ausbrechen, aber nur kurz und privat. «Wir sind ein kontrolliertes Völkli», sagt sie, «nicht extrem begeisterungsfähig». Am Boden bleiben – das sei wichtig. Das ständige Scheitern hat für sie auch mit Bern zu tun, mit dem Orientieren am sicheren Grund, mit dem Melancholischen. Sie ist sich ziemlich sicher, dass die Melancholie von der Aare her kommt.“

 

Beim obenstehenden Text handelt es sich um einen Auszug des Artikels in der NZZ am Sonntag vom 11.03.2018.

Bild aus NZZ am Sonntag: Peter Schneider / Keystone