1.8 Prozent zu viel! Lohnungleichheit auch in der Berner Stadtverwaltung

nadJA engagiert sich für die Gleichberechtigung der Frauen und anlässlich des internationalen Frauentages (8. März) für die Lohngleichheit. Auch in der Berner Stadtverwaltung gibt es eine nicht erklärbare 1.8 prozentige Lohndifferenz zwischen Mann und Frau.

Als internationaler Tag der Frau ist der 8. März ein symbolträchtiger Tag – nicht nur für Frauen, sondern auch für die Sozialdemokratische Partei. Ausgehend vom Ersten Weltkrieg und einer sozialistischen Initiative entstand der Kampf um Gleichberechtigung und die Emanzipation von berufstätigen Frauen. Mittlerweile gilt der 8. März in einigen Staaten sogar als gesetzlicher Feiertag.

Obwohl inzwischen wichtige Ziele wie das Frauenstimm- und wahlrecht erreicht wurden, so ist die Gleichstellung der Geschlechter immer noch nicht erreicht. Der internationale Frauentag hat deshalb seine Wichtigkeit nicht verloren. Und die SP setzt sich auch 100 Jahre später ein für die Rechte der Frauen.

Ein zentraler Punkt der fehlenden Gleichberechtigung findet sich in den nicht erklärbaren geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden. Diese sind diskriminierend und nicht tolerierbar. Gerade letzte Woche wurde auf Bundesebene die bereits arg verwässerte Vorlage zur Revision des Gleichstellungsgesetzes vom Ständerat zurückgewiesen: Ein Affront gegenüber allen Frauen, die seit nunmehr fast 40 Jahren auf die in der Verfassung garantierte Lohngleichheit warten.

Handelt es sich im privaten Sektor um eine Lohndifferenz von 7 bis 8 Prozent, die nicht mit objektiven Faktoren wie Teilzeitarbeit oder Berufserfahrung erklärt werden können, sind die 1.8 Prozent Lohndifferenz zwischen den Männern und Frauen für die Berner Stadtverwaltung beinahe vernachlässigbar. Dennoch, man muss sich dies einmal vor Augen führen: In der Stadt Bern verdienen die Frauen durchschnittlich 1.8 Prozent weniger als die Männer, ohne objektiven Grund, sondern nur weil sie Frauen sind. Das bedeutet, dass die Stadt Bern aufgrund dieser Lohndiskriminierung auf dem Buckel der Frauen hochgerechnet zwischen 1.5 bis 2 Millionen Franken pro Jahr spart.

Die Stadt Bern ist bekannt für ihre Pionierrolle in verschiedenen politischen Bereichen und gerade deshalb ist es wichtig, dass die Stadt diese Pionierrolle auch in Sachen Lohngleichheit weiter ausbauen soll.

Die Forderung für einen freien Tag für weibliche Angestellte am 8. März hat keinen direkten Ausgleich der diskriminierenden Lohnpolitik zur Folge. Es stellt sich folglich die Frage, ob Symbolpolitik der richtige Weg ist, um die bestehende Diskriminierung der Frauen zu durchbrechen? Ja, es braucht Symbole wie der internationale Frauentag, um die Gesellschaft auf eine längst erforderliche Gleichberechtigung zu sensibilisieren. Denn für die fehlende Gleichberechtigung verantwortlich sind allgegenwärtige, unbewusste genderspezifische Stereotypen, welche die Wahrnehmung verzerren. Eine Möglichkeit, solche Stereotypen aufzubrechen, besteht in der ständigen Sensibilisierung der Gesellschaft. Dafür braucht es eine verankerte und immer wiederkehrende Symbolwirkung. Der internationale Frauentag als Symbol für den stetigen Kampf für Gleichberechtigung und Emanzipation der berufstätigen Frauen ist hierfür optimal geeignet. Symbolpolitik verändert zwar nicht direkt die konkrete Lohndiskriminierung, sie ruft aber gewisse Reaktionen bezüglich vorhandenen, oftmals unbewussten Stereotypen hervor.

Bei der Motion, welche am 8. März 2018 im Stadtrat vorgetragen wurde, geht es entsprechend um eine Richtlinienmotion, also um ein klares politisches Statement der Stadt Bern, die gesellschaftliche Problematik der fehlenden Gleichberechtigung bzw. der bestehenden Lohnungleichheit zwischen Frau und Mann anzugehen.

Bild: Zeitung „Der Bund“, https://www.derbund.ch/bern/stadt/gemeinderat-will-keinen-feiertag-fuer-frauen/story/29246590, Marcel Bieri