Ganztageskindergärten schaffen (Motion von Peter Marbet und nadJA)

nadJA für Ganztageskindergärten, damit Tagesstrukturen für Kinder im Kindergartenalter angeboten werden können, welche ihrer Entwicklung und den Bedürfnissen der Eltern Rechnung tragen.

Die Stadt Bern hat in den vergangenen Jahren die Angebote der externen Kinderbetreuung stetig ausgebaut. Nichtsdestotrotz ist für berufstätige Eltern die Organisation der Kinderbetreuung nach wie vor eine grosse Herausforderung, gerade beim Übergang von der Kita in den Kindergarten oder die Basisstufe. Kindergärten bieten keine flexiblen Bring- und Abholzeiten. Ihre Unterrichtszeiten orientieren sich am Morgen an den Blockzeiten der Volksschule, an den Nachmittagen haben die Kinder nur zweimal Unterricht. Die Betreuung findet ergänzend dazu in den Tagesschulen statt. Der Bring- und Hol-Service von den Kitas zu den umliegenden Kindergärten bedingt eine gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen und kann nicht überall optimal organisiert werden. Ausserdem sind manche Kindergartenkinder in den Tagesschulstrukturen überfordert.

Private Kitas haben auf diese Situation reagiert und bieten Ganztageskindergärten an. Diese Kindergärten sind in die Infrastruktur der Kitas integriert und «schaffen optimale Tagesstrukturen für Kinder und deren Familien» (Eigenwerbung leolea). Offenbar kann sogar gewählt werden, ob das Kindergartenpensum auf drei ganze oder sechs halbe Tage verteilt werden soll. Die kantonale Erziehungsdirektion (ERZ) hat solche neuen Angebote in den letzten Jahren grosszügig bewilligt.

Da der Kindergarten zur obligatorischen Schulzeit gehört, entsteht durch die privaten Ganztageskindergärten eine Konkurrenz zur öffentlichen Schule/KG. Diese Entwicklung untergräbt die Bemühungen der Volksschule, im Kindergarten und der Basisstufe eine gute Durchmischung zu fördern und einen Integrationsort zu bilden. Mit der Einführung der Betreuungsgutscheine, die eigentlich für die Kinderbetreuung im Vorschulalter gedacht sind, haben die privaten Kitas mit der Integration von privaten Kindergärten einen Marktvorteil für sich gefunden, auf den die öffentlichen Kitas und Kindergärten aufgrund gesetzlicher Rahmen nur eingeschränkt reagieren können. Es entsteht hier also eine Konkurrenz zwischen privaten und öffentlichen Institutionen mit ungleich langen Spiessen.

Die Stadt Bern sollte als Trägerin von öffentlichen Kitas und Kindergärten auf diese neuen Gegebenheiten reagieren und Tagesstrukturen für Kinder im Kindergartenalter anbieten, welche ihrer Entwicklung und den Bedürfnissen der Eltern Rechnung tragen. Grundsätzlich sind drei Varianten für Ganztageskindergärten denkbar:

a) Integration einer Ganztagesbetreuung in die Basisstufe: In der Basisstufe mit den zwei Kindergartenjahren, der ersten und zweiten Klasse werden Ganztagesstrukturen geschaffen.

b) Integration eines Betreuungsangebots in den Kindergarten: Betreuung und Unterricht finden organisatorisch im Kindergarten statt. Der Kindergartenunterricht findet wie bisher als Teil des Ganztagesangebots statt.

c) Integration in Kita: Der Kindergarten findet integriert in die Kita statt, zusammen bilden sie ein Ganztagesangebot.

Wir fordern den Gemeinderat auf,

  1. dem Stadtrat ein Konzept samt Kostenkalkulationen zur Schaffung von öffentlichen Ganztageskindergärten zu unterbreiten;
  2. Pilotprojekte in den verschiedenen Ausprägungen von Ganztageskindergärten (a-c) zu lancieren.

Siehe auch Beitrag in der Zeitung „Der Bund“.